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Taube im Anflug. Nico Bleutge zu Hans Thill: „Karaoke 2“

  • ursengeler
  • 31. Jan.
  • 1 Min. Lesezeit

Büchermarkt, 30.01.2025


Wo das Metaphernkraut wächst: Hans Thill nimmt sich Gedichte vom Barock bis in

unsere Gegenwart und dichtet sie Zeile für Zeile neu. In seinem lyrischen Karaoke

spielt er mit Silben und Klängen und erschafft immer wieder hoch assoziative Welten.


Wer je eine Einladung zum Karaoke erhalten hat, der weiß, wie schrecklich der Versuch danebengehen kann, auch nur einen einfachen Text nachzusingen. Dass diese Erfahrung eine kollektive ist – davon zeugen eigene Erlebnisse genauso wie unzählige Youtube-Videos. Der Dichter Hans Thill indes hat aus dem Nachsingen im Wortsinn eine Kunst gemacht. In seinem furiosen Lyrikband „Karaoke 2“ versammelt er Gedichte vom Barock bis in unsere Gegenwart und singt oder vielmehr: schreibt sie Zeile für Zeile neu. Dabei erinnert er ein wenig an Bill Murrays altersweisen Schauspieler Bob Harris, der in dem Film „Lost in Translation“ beim Karaokesingen nicht nur als einziger die Töne trifft, sondern auch einen eigenen Stil

entwickelt. Mit dem kleinen Unterschied, dass Thill im Übersetzen keineswegs verloren ist. Er setzt es vielmehr bewusst als dichterische Technik ein, ganz

klassisch als Über-Setzen in eine andere sprachliche Welt. So nimmt er etwa Andreas Gryphius’ Gedichttitel "An die Apostel über die Ankunfft des Heiligen

Geistes“ – und verwandelt ihn seiner sehr gegenwärtigen Thill’schen Diktion an:


Taube im Anflug:

die abgestrahlten Kirchen in Stahlnetze gehüllt,

die Simse verstachelt, wo sich das Licht fängt


Die ganze Besprechung von Nico Bleutge ist hier zu lesen und hier zu hören.



 
 
 

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